Die letzten Fischer der Kaiserbäder
Seebad Ahlbeck. 6 Uhr morgens. Der Wind trägt ein leises Tuckern eines Motors über das Wasser. Je dichter es kommt, desto lauter wird das Kreischen der Möwen. In Schwärmen umkreisen sie das Boot um sich um die Fischhappen zu streiten.
Die flachen Holzkutter, die ihren Ankerplatz vor der Kulisse der Ahlbecker Seebrücke haben, schaffen es fast bis an die Wasserkante. Mit Kraft und Gebrüll ziehen Trecker die Boote rücklings auf den weichen Sand. Schon seit vielen Generationen gehören sie zum vertrauten Bild der Kaiserbäder, wenngleich aus einem Hauptberuf ein Traditionsgeschäft geworden ist. Früher waren es unzählige Boote, die allmorgendlich darauf warteten, dass die hart arbeitenden Fischer mit ihnen hinausfuhren, um die Netze mit den roten Fähnchen einzuholen. Randvoll waren die Bäuche der Sandkutter einst mit dem Silber der Ostsee gefüllt: Dem Hering.
Schon der Name des Ortes – Heringsdorf – geht auf die Tradition der Fischerei und einer Legende zurück: Im Jahr 1820 beobachtete der Kronprinz und spätere König Friedrich Wilhelm IV. mit seinem Vater, Preußenkönig Friedrich Wilhelm III., Fischer beim Heringe puhlen und salzen am Strand der kleinen Siedlung unterhalb des Kulms, die schlussendlich kurzerhand Heringsdorf benannt wurde.
Während es 1932 immerhin noch 7.305 Berufsfischer in Pommern gab, sind es heute nur noch 270 entlang der Ostseeküste von Flensburg bis nach Ahlbeck. Kurz vor der Wende fuhren noch 65 Fischer in den Kaiserbädern auf die Ostsee hinaus, heute kann man die hiesigen Berufsfischer an zwei Fingern abzählen. Überfischung, Fangquoten und Fischimporte sorgten letztendlich für die Eindämmung des Berufsstandes.
Doch diese Fischer sieht man noch heute, gekleidet in Ölzeug, Troyer und Mütze, die glitzernden Heringe aus den Netzen puhlend und den fangfrischen Fisch direkt vom Kutter verkaufend. Man kann ihren Geschichten und der Hoffnung lauschen, ihren Traditionsberuf noch so lange wie möglich zu erhalten.