Zeitzeugen, die schon über 200 Jahre Geschichte erlebt haben

Schon die Berliner Schickeria zog es im ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts auf das Eiland und in die Kaiserbäder. Der Adel und die Elite konnte dem maritimen Charme, dem feinen Sand und der salzigen Brise nicht widerstehen. Herrschaften mit Rang und Namen schufen sich in Ahlbeck, Herinsdorf oder Bansin Sommeresidenzen, Herrenhäuser und Domizile im Stil der Renaissance, des Klassizismus oder des Barock. Noch heute stehen die Stilikonen der Bäderarchitektur, mit ihren weiß getünchten Fassaden, kleinen Türmchen, geschweiften Giebeln und filigranen Ornamenten, wie Perlen auf einer Kette aufgereiht. Flaniert man über die kilometerlange Promenade von Seebrücke zu Seebrücke, spürt man auch heute noch den Glanz der Vergangeheit der Kaiserbäder – Sie erinnern an Zeiten als noch Kutschen durch die Gassen zogen, der Kaiser persönlich auf Stippvisite kam, noch Familien-, Herren- und Damenbäder existierten und man noch im Badekleid in das kühle Nass watete. Schon damals galt die Grand Dame in Ahlbeck, die älteste Seebrücke Deutschlands, als Besuchermagnet. Und auch heute noch führen ihre hölzernen Planken wie schwerelos über die seichte Brandung der Ostsee.

Und weil wir unsere Vergangenheit mit Stolz begegnen, feiern wir sie auch entsprechend: Bei der jährlichen Woche der Bäderarchitektur wird die Sehnsuchtsarchitektur von allen Seiten beleuchtet – Mit Vorträgen, Filmen, Führungen, Rundgängen, Musikabenden, Lichtilluminationen, Malkursen, Dokumentationen und Windinstallationen. Doch auch bei den Heringsdorfer Kaisertagen begeben wir uns Jahr für Jahr auf eine Zeitreise in die längst vergangene Historie des Seebades. Bei diesem Straßenfest geben sich sogar Kaiser und Kaiserin persönlch die Ehre.

In diesem Jahr führt ein besonderes Ereignis an die Anfänge der Fischerkolonie und durch die Blütezeit der Badekultur: 201 Jahre Heringsdorf. Ob das einstige Dorf, historisches Handwerk oder rauschende Kleider – die Geschichte schreibt am 05. und 06. Juni wieder das Jahr 1820.